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Denkmal am Postparkplatz

Wieso steht das Denkmal dort?

Am 15. März 1945 sind in Gardelegen im Zweiten Weltkrieg Bomben gefallen. Diese Bomben haben zum Tod von insgesamt 49 Zivilist:innen geführt, 42 Personen sind an der Stelle gefallen, an der Sie gerade stehen. Um dieser zu gedenken, wurde dieses Denkmal errichtet. Die Namen der 42 Opfer stehen auf den mittleren Platten direkt vor Ihnen. Die folgenden Texte sollen Ihnen weitere Informationen bieten. Der Opfer konnte 1945 nicht richtig gedacht werden, da die Trauerfeier aufgrund eines Fliegeralarms abgebrochen werden musste.1

In Gardelegen sind noch weitere Bomben gefallen. Der Opfer dieser Bomben soll natürlich ebenso gedacht werden2.

  • Peter Paul *4.11.1943
  • Giesela Paul *16.8.1932
  • Margot Paul *31.3.1930
  • Luci Paul geb. Fröhlich *17.2.1910
  • Alsa Giers *28.10.1901

Diese Personen sind alle am Klingberg 10 ums Leben gekommen3.

Außerdem starben Karl Kuss und Bodo Pauls (*1.1.1880) außerhalb des Luftschutzkellers.4 


Es sind auch noch weitere Bomben in Gardelegen gefallen. Diese forderten aber zum Glück keine Todesopfer. Eine von eben jenen in die Nikolaikirche. Diese wurde, wie auf dem Bild zu sehen, stark beschädigt. Dabei auch die Kirchenbücher und die erst 1940 wiederentdeckten Wandmalereien6. Die Nikolaikirche ist bis heute nicht wieder vollständig aufgebaut worden.

Vor dem Haus in der Goethestraße 11 ist auch eine Bombe gefallen, wo es zum Glück auch keine Todesopfer gab. Das Haus steht bis heute. Außerdem sind sehr viele Bomben in den Schlüsselkorb und die Gärten gefallen7. Es wurden bis in die 50er Jahre Brandbomben auf den Äckern beim Pflügen gefunden. Diese entzündeten sich dabei selbst.


Zeitzeugenbericht (Transkription) von Elisabeth Franz

Über Familie Miestdom sagt Elisabeth Franz:
„Wir hatten bei uns in der Straße, so schräg rüber, hatte die Bewohnerin des Hauses eine Familie aufgenommen. Also eine junge Frau mit 2 Kindern. Die sind immer, wenn dann Luftangriff war[en] oder die Sirenen hulten , sind die immer in den Keller gegangen, in den Luftschutzkeller. Da wo jetzt der Postparkplatz ist, da stand früher ein Haus. So ein Flaches. Naja dann hat sie mal zu ihrer Vermieterin gesagt, die junge Frau, ach kommen Sie doch mit, da sind wir so sicher. Da sind so viele Leute. Ja, dann kam der Luftangriff und direkt auf das Haus fielen ja dann die Bomben und dann waren sie alle drei tot. Das Mädchen war so in meinem Ater, wir haben ja auch immer gespielt zusammen. […] "


Über Hartmut Miknas sagt Elisabeth Franz:
"Der Sohn, der hatte da Geburtstag. Die wohnten gegenüber, so schräg über, und da hat sie [die Mutter] gesagt: Ach ich geh mal schon, ich mach mal schon die Geburtstagstafel fertig. [..] Und währenddessen kam dann der Angriff, so war das."

Kommentar: Auch Erna Braßmann hatte an dem Tag der Bombardierung Geburtstag

Wie hat Elisabeth Franz den Angriff am 15. März 1945 erlebt?
„Während der Angriff kam, ich habe ja noch einen großen Bruder und der hat das zuerst entdeckt, dieses Angriffszeihen über Gardelegen. Und der war, weiß nicht irgendwo auf dem Boden, so eine Dachluke wollte er reparrieren. Dann ist er die Treppe runter und hat dann, zu meiner Mutter ,die war noch da, mein Vater war ja auf Arbeit, und da hat er gesagt: „Wir müssen in den Keller! Es ist Luftangriff. Ich hab schon das Zeichen gesehen.“ Damals haben wir solche Löcher im Garten gebuddelt, wo wir Schutz suchen könnten, wir hatten zwei solche Löcher. Und mein Bruder sagt: „Spring du in das Loch, ich laufe zu dem Zweitem“. Und ich immer hinterher und saß bei ihm dann auf dem Rücken. Das war eigentlich ein trauriger Anlass, aber war doch irgendwie lustig. […]“

Haben sie sich dann wirklich unter der Erde versteckt?“

„Naja das war nur so ein Loch.“

„Nich wirklich tief?“

„Ne, da war kein Dach drüber. Wir hatten auch einen Nachbarn, der hatte so einen Bunker gebaut. Der ragte aber auch son Stück aus der Erde raus [Anm. Sie hat ca. 40 cm gezeigt]. Das war damals so. Das sollte ein Schutz sein.[…]

"Eigentlich haben wir wenig vom Krieg mitgekriegt, außer diese Flieger, die dann diese Bomben (abgeschmissen haben). Das war ja hier so Richtung Berlin. Das war ja jeden Abend und manchmal auch nachmittags, brummten die da oben. Das hatten wir aber nich so als Gefahr angesehen, weil die sind ja dann auch nur über Gardelegen so geflogen.[…] Und es hat ja dann auch an mehreren Stellen gebrannt. Naja und dann anch dem Angriff mussten ja dann zum Einsatz und helfen. Die waren ja dann alle da eingesetzt worden. Mein Bruder musste auch (helfen), der war ja dann schon so (alt), in den Krieg brauchte er noch nicht, aber, naja, Jungvolk nannte sich das ja. Die mussten alle dann zum Einsatz, praktisch.“

Was ist dem Vater von Elisabeth Franz während des Bombenangriffes widerfahren?
"Mein Vater hat auf dem Flugplatz gearbeitet und der wollte dann auch noch nachhause, aber zu Fuß, hier durch die Wiesen, und dann hat er dann erzählt, überall waren so Einschläge, so Trichter. Und er lag da so zwischen, in so einem Graben, er war froh, als er dann noch heile nach Hause gekommen ist noch.“

Leben im Zweiten Weltkrieg in Gardelegen

Wie lebte es sich zu dieser Zeit, in der es stets und ständig Angriffe geben konnte?
„Zwei Wohnungsinhaber wurden zur Anzeige gebracht, weil sie ihre Wohnungsfenster nicht verdunkelt hatten. Gebührenpflichtig verwarnt wurden mehrere Wohnungsinhaber, die ihre Fenster ungenügend verdunkelt hatten.“ So wird es in der Sonntagsausgabe in der Zeitung „der Mitteldeutsche“ unter der Rubrik „Nachrichten aus Gardelegen“ veröffentlicht. Weitere Unterschiede waren, dass die beleuchteten Straßen teilweise nur noch mit blau leuchtenden Lampen versehen wahren, die Straßenbeleuchtung an sich wurde aber auch bis auf ein Minimum reduziert. Um Treppenstufen an öffentlichen Gebäuden besser zu erkennen, wurden diese weiß angestrichen.9

Nationalsozialistische Entwicklungen in Gardelegen

Vorgeschichte:  
Am Anfang der 1930er Jahre war die Bevölkerung Gardelegens nicht gerade überzeugt von der NSDAP. Am 10. März 1932 fanden gewalttätige Konflikte unter den Bürger:innen statt. Zuvor waren Anhänger der NSDAP durch Gardelegen gezogen. Diese wurden von anderen Teilen der Bevölkerung, die an den Straßenrändern stand, bespuckt. Außerdem wurden vom Straßenrand aus Parolen wie „Heil Moskau“ gerufen.

In den 1930er Jahren waren sehr viele Gardelegener:innen arbeitslos, was zur Verarmung der Bevölkerung und dem Gefühl der Ausweglosigkeit führte. Gardelegen hatte nicht genügend Wohnungen. Nach den Reichstagswahlen am 5. März 1933 wird der Bau von Siedlungshäusern, wie z.B. an der Klosterstraße, von der NSDAP, was sie vorher im Wahlprogramm versprochen hatten, veranlasst. Diese waren vor allem für kinderreiche Familien vorgesehen. Die NSDAP bekam von den Gardelegener:innen 60,5 % der Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von 91%. Außerdem bekam Gardelegen, durch das Militär, gut bezahlte Arbeitsplätze, womit die Gardelegener Wirtschaft einen Aufschwung erlebte. Diese Verbesserung der Situation führte bei den meisten Gardelegener:innen dazu, dass die NSDAP Zuspruch in der Bevölkerung fand.10

Militär - wie Gardelegen zu einem Garnisonsort wurde

Definition Garnison: Ein Ort, an dem Militär dauerhaft untergebracht ist.

Die Ulanen: Ulanen waren Soldaten, die auf Pferden mit Lanzen bewaffnet waren. Am 14. November 1866 wurden die Ulanen in Gardelegen untergebracht. Dies geschah auf Anordnung von Wilhelm dem Ersten. Dieses Regiment zog 1870 in den deutsch-französischen Krieg, wo es große Verluste erlebte. Ebenso zog das Regiment in den Ersten Weltkrieg. Danach gab es keine Ulanen mehr in Gardelegen.

Die Ulanen waren Vorreiter für die Remontschule in Gardelegen, die Pferde für den Krieg ausgebildet hat. In den Hallen der Remontschule wurden am Ende des Krieges auch die Opfer der Feldscheune Isenschnibbe, an dem Tag, bevor sie ermordet wurden, untergebracht. Weitere Informationen zu diesem Ereignis können Sie in dem Dokumentationszentrum an der Isenschnibbe finden.

Die Fallschirmjäger: 1936 wurde in Gardelegen angefangen ein Flugplatz zu bauen, später das Fallschirmjägerlager. Besagtes bestand zu dem Zeitpunkt nur aus freiwilligen Soldaten. Der Einsatz in Polen, nördlich von Radom am 14. Oktober 1939, war der erste Einsatz. Zu dem Einsatz in Kreta fanden am 2.Juni 1941 Paraden in Gardelegen und Stendal statt, allerdings mit den gleichen Personen, da es große Verluste gegeben hatte. Zudem wurden die Aufmarschierenden mit Soldaten aus anderen Einheiten aufgefüllt, um die „Reihen zu stärken“.

1941 wurden die Fallschirmjäger nach Russland verlegt, erst in den Raum Leningrad, dann Smolensk und danach in die Region Orel, als letztes in das Gebiet Lobno. Nach diesem Einsatz ging es vorerst nach Hause. Danach jedoch in die Normandie, von wo aus sie nach Avion ziehen mussten.  Schlussendlich wurden sie zu ihrem letzten Einsatz in Italien abkommandiert. Damit war Gardelegen auch keine Garnisonsstadt mehr.11  

Am 12.März 1933 findet die Wahl der Stadtverordnetenversammlung statt. (NSDAP 7 Sitze, SPD 7 Sitze, Nationalistische Einheitsliste 5 Sitze und unpolitische Bürgerliste 1 Sitz). In der ersten ereignisreichen Sitzung wurde der SPD-Stadtverordnete Otto Sondermann wegen landesverräterischem Reden verhaftet und Adolf Hitler wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Außerdem will Dr. Kranzler (NSDAP Fraktionschef), dass aus Gardelegens Bürger:innen „100 Prozent Nationalsozialisten werden“. In der gleichen Sitzung wird die Umbenennung der Bahnhofstraße in Adolf-Hitlerstraße beschlossen.