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Chronik des Rolands

Kleine Chronik des Rolands von Gardelegen

1316

Die Anfänge liegen, wie so oft, im Dunkeln der Geschichte, aber vielleicht hat es zu einer dieser Zeit bereits eine hölzerne Rolandfigur in Gardelegen gegeben. Wahrscheinlich stand sie auch schon in der Nähe des Rathauses – als sichtbares Zeichen dafür, dass hier Recht gesprochen werden durfte.

1450

Erste Erwähnung eines Rolands, bei dem es sich schon um eine Kalksteinfigur gehandelt haben könnte, in der „Willkare der Stadt Gardeleghe“, einer Art Stadtordnung – allerdings in beinahe nebensächlichen Artikeln über das Löschen von Bränden…

1526

Ein Stadtbrand zerstört die Rolandfigur völlig.

1564

Errichtung eines neuen Rolands, einer in einer Königslutterer Werkstatt entstandenen Sandsteinfigur.

1668

Christopherus Schultze gibt in seiner Chronik „Auf- und Abnehmen der löblichen Stadt Gardelegen“ das erste anschauliche Bild des Rolands.

„Recht für dem Rathause Mitten in der Gasse kömbt vor und präsentirt sich der ROLAND, ist eine Steinerne Staua, in Kriegsrüstung/ hält in der einen Hand ein aufgerichtetes Schwerdt/ die andere ist verschlossen. In solcher Positur erinnert es die Gesichts-Herren der Gerechtigkeit/ sie sollen das Schwerdt der Gerechtigkeit wol führen/ und verschlossene Hände haben.“

Der Roland muss also in Höhe der heutigen Marktstraße mit Blickrichtung in diese gestanden haben. In unmittelbarer Nähe – unter den Rathausarkaden wurde Gericht gehalten. Hier stand auch der Pranger, der sogenannte Kalkstein.

1753

David Beckmann nimmt sich in seinem Werk „Historische Beschreibung der Chur- und Marck Brandenburg“ des Gardelegener Rolands an – und bringt sogar die erste Abbildung der Statue.

„Vor dem Rathause stehet eine Rolandsäule, fast auf die Art, wie die zu Stendal, hat auch wie jene einen Eulenspiegel an dem Unterteil des Rückens. A. 1727, 18n April aber in der Nacht gar nieder- und in Stücken zerfallen.“

Aber was war am 18. April 1727 eigentlich passiert? So mir nichts, dir nichts stürzt ja ein vier Meter hoher Sandsteinkoloss, auch wenn er beschädigt ist, nicht einfach um. Immerhin hatte er die drei Stadtbrände von 1658 und 1685 mehr, den von 1667 weniger unbeschadet überstanden. Werner Seedorf, Gardelegener Heimatforscher, erzählt:

„Es heißt, der Roland sei am Rathaus mit Stangen und Keten befestigt gewesen. Haben ´böse Buben´ - Vandalismus gab es damals schon – der Verankerung mutwillig herausgerissen? Oder hat einer der im Rathaus stationierten Wachsoldaten aus Missmut oder Langeweile den Roland von seinen Ketten befreit? Wie dem auch sei, der Roland hielt es nicht aus und fiel zusammen.“

Beckmann hätte die Trümmer des Rolands noch sehen können, denn die lagen fast hundert Jahre lang dort, wo die Statue einst gestanden hat.

1827

Der Stadtrat beschließt, die Reste des zerstörten Rolands zu nutzen, um die beschädigten und denkmalgeschützten Reste der Stadtmauer auszubessern. Sie wurden schlichtweg vermauert. Lange Zeit war es ein beliebter Sport, nach den Resten des Rolands in der Stadtmauer zu suchen. Es wurden sogar Wettbewerbe ausgelobt und Preise gestiftet.

2002

Am 18. April 2020 – auf den Tag genau 275 Jahre nach dem Zusammenbruch der alten Rolandfigur wurde ein neuer Roland am alten Standort, der Südwestecke des Rathauses, enthüllt – geschaffen aus Spenden des Mittelstandes und der Handwerkerschaft.